Wer steckt überhaupt dahinter?

Anders gefragt, wer bin ich eigentlich?

Eine Antwort auf diese Frage zu finden ist für einige Menschen vielleicht gar nicht so einfach. Es hat zumindest viele Jahre gedauert, diese Frage für mich einigermaßen zufriedenstellend beantworten zu können. Ohne groß nachzudenken würde ich sagen, dass die letzten 15 Jahre der Selbstfindung gedient haben. Was ich beruflich werden will, war mir sehr lange nicht bewusst, dafür umso mehr, was ich alles nicht machen möchte. Ich glaube, auch das kommt dem*der ein oder anderen bekannt vor? Vorbilder hatte ich über die Jahre viele, aber was nützt ein Vorbild, wenn man selber keine Ahnung hat, wo und wie man anfangen soll? Es gibt so vieles, was mich interessiert bzw. fasziniert. Das Doofe war nur, dass ich mir nie vorstellen konnte, selber mal in die Fußstapfen meiner damaligen Idole zu treten. So kam es, dass ich viele Hürden im Kopf hatte, die zu überwinden ich für zu groß gehalten habe. Also fängt man gar nicht erst an.

Der Grundstein wurde gelegt, als ich nach meinem Realschulabschluss den Jakobsweg gelaufen bin. Das war meine erste große Reise und absolut prägend für mein späteres Leben! So viel Nächstenliebe und Empathie wie dort ist mir selten begegnet. Schritt für Schritt löst sich der gesellschaftliche Druck und Alltagsfrust auf und man besinnt sich auf das bloße Menschsein. Du gehst wie von selbst tief in dich und spürst, wie wertvoll eine persönliche Verbindung zu einem anderen Menschen sein kann. Heute kann ich rückblickend sagen, dass diese Erfahrung ein Ideal für mich geworden ist. Die Reiselust war geweckt. Ich wollte direkt mehr von der Welt sehen, musste aber erst mal schauen, wie es mit mir weiter geht. Nach dem Abschluss und einigen Erfahrungen in der Berufswelt, die mehr schlecht als recht endeten, kam ich zum Fachabitur und im Anschluss zu meinem ersten Studium als 3D-Animation & Visual Effects Artist. Großartig dachte ich mir. Jetzt gehts los, raus in die große Welt. Mit diesem Abschluss kannst du bestimmt etwas reißen!

Meistens kommt es anders, als man denkt

Auch wenn das Studium großartig war und viele meiner heutigen Tätigkeiten darauf aufbauen, so kam ich nie an den Punkt, mit den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt mithalten zu können. Zumindest glaubte ich das. Nach erfolgloser Jobsuche heuerte ich erst mal in einem Callcenter an. Ich hatte ja keine Ahnung! Im Nachhinein war das beruflich gesehen die schlimmste Zeit meines Lebens! Ein Jahr Magenschmerzen, jedes Mal wenn ich im Bus auf dem Weg zur Arbeit saß. Dies war nicht meine Welt! Ich wollte etwas machen, wo ich auch persönlich dahinterstehen kann. Nur was? Ich nahm mir erst mal eine kleine Auszeit und trampte nach Slowenien und von Italien aus zurück. In Slowenien war ich zum ersten Mal in den Bergen. Dort, umgeben von massiven Felsgestalten, kam ich mir klein und unbedeutend vor wie ein Sandkorn in der Wüste, dominiert von Mutter Natur. Was ein unglaubliches Gefühl! An diesem Tag habe ich mich in die Berge verliebt.

Kurze Zeit später hat mich wie durch einen Zufall ein damaliger Freund auf einen freien Platz als freiwilliger Helfer für die Pixel Helper Foundation aufmerksam gemacht. Das Projekt klang sehr cool. Wir wollten Spenden sammeln, um ein Schiff seetauglich zu machen und mit Hilfe von Kameradrohnen bei der Seenotrettung zu helfen. Ich regelte sämtliche Formalitäten und fuhr nach Belgien, um auf dem Schiff zu leben und mit der Arbeit zu beginnen. Die Motivation endete jedoch schnell in Frustration, als uns nach und nach klar wurde, dass das Projekt keine Chance hat. Weil der eigentliche Inhaber des Schiffes die Stromrechnung nicht mehr bezahlt hat, mussten wir uns schon nach zwei Wochen einen anderen Stützpunkt suchen. Diesen fanden wir in Nauen vor Berlin. Damit fing ein völlig neues Kapitel in meinem Leben an.

Der Ruf der Freiheit

Ich war weg von Zuhause, ungebunden und frei, mit einem Gefühl in mir, mich jetzt so richtig ausprobieren zu können. In Nauen lebte ich auf dem Gnadenhof des Tier- und Naturschutzbundes Berlin Brandenburg. Wir packten bei der Versorgung der Tiere mit an und durften dafür kostenlos dort leben. Was ein toller Zufall! Das Projekt mit der Pixel Helper Foundation hatte zwar recht schnell ein Ende gefunden, aber die Möglichkeiten mit Berlin und Potsdam vor der Haustür wollte ich mir nicht entgehen lassen. Außerdem hatte ich die Zeit und Gelegenheit, für 6 Wochen nach Vietnam zu reisen und mit dem Motorrad das Land zu erkunden. Bis heute bin ich sehr dankbar für die Möglichkeiten und Erfahrungen, die mir in Nauen gegeben wurden!

Nauen ist dennoch eine graue, bedrückende Stadt mit vielen frustrierten Bewohnern, was den Aufenthalt dort zu einer besonderen Zeit gemacht hat. Auch wenn die Menschen, die mir dort begegnet sind, manchmal schwierige Meinungen vertreten, so habe ich sie gleichzeitig als sehr liebevolle Menschen kennengelernt. Was ein verrückter Kontrast! Zu dieser Zeit kam ich durch meinen damaligen Mitbewohner mit der Fotografie in Kontakt und konnte zum ersten Mal so richtig in die Materie eintauchen. Durch mein Studium hatte ich bereits Erfahrung in der Filmwelt und parallel erste Videos, unter anderem für den Gnadenhof produziert. Auch wenn das Filmen für mich heute noch fester Bestandteil ist, hat mich die Fotografie direkt von der ersten Sekunde an in ihren Bann gezogen! Zum ersten Mal im Leben hatte ich das Gefühl, das ist es!

Es war nun an der Zeit, meine bisherigen Erfahrungen zusammen zu bringen und mal darüber nachzudenken, wie ich das Ganze beruflich verpacken kann? Ich entschied, mich als freiberuflicher Fotograf und Videoproduzent selbstständig zu machen. Mit Unterstützung vom Amt habe ich von nun an auf die Gründung hingearbeitet. Dazu gehörten Gründerseminare, Businessplan-Coaching, Bankengespräche und ein Lehrgang zum Regieassistenten im Filmhaus Babelsberg, um die Strukturen einer Filmproduktion besser kennenzulernen. Das war eine besonders spannende Zeit, in der ich 2 Mal für die Berlinale Talents in der Sektion Camera-Studio arbeiten konnte, als Setrunner bei einem Dreh mit Clueso und Sido helfen durfte und am Ende des Lehrganges die Regie in einer Kurzfilmproduktion übernahm. Zuletzt ist die Gründung zwar an der KfW gescheitert, im Nachhinein bin ich heute aber echt dankbar. Es war damals einfach noch zu früh.

Ich fand einen Job als Videoproduzent in der Nähe meiner alten Heimat und bin erst mal zurückgezogen. Dieses Kapitel war für mich beendet. Bevor mein neuer Job losging, nutze ich noch die Gelegenheit, um durch Serbien, Mazedonien und Albanien zu reisen. Diese intensiven Reisen sind meine Insel und Antrieb geworden, meine Eindrücke zu Fotografieren und teilen zu wollen. Mir sind immer wieder tolle Menschen begegnet und wunderschöne Landschaften. Unglaublich, wie vielfältig das Leben ist! 

Wenn eine Tür sich schließt…

Knapp 2 Jahre habe ich bei watt24 als Videoproduzent gearbeitet und Produktvideos für professionelle Beleuchtungslösungen erstellt. Der Job gab mir wiederum die Möglichkeit, einen Monat Zeit für eine Reise nach Georgien zu nehmen. Dieses Land ist total beeindruckend und wunderschön! Da Georgien nicht sehr groß ist, kommt man in kürzester Zeit mit den dortigen Reisebussen, den Marschrutkas überall hin. Im großen Kaukasus konnte ich mir einen Traum erfüllen und den 5033 Meter hohen Kasbek besteigen und durch den großen Kaukasus wandern.

Nach dem Hoch in Berlin hat sich der Job bei watt24 wie eine Einbahnstraße angefühlt, weshalb ich auch nur bedingt traurig war, als ich gekündigt wurde. Ich sah dies als Chance, endgültig den Weg einzuschlagen, von dem ich die letzten Jahre immer wieder geträumt habe und Fotograf zu werden! Das traf sich gut, da ich gerade von einer vierwöchigen Pakistan Reise zurückkam und dort eine Menge Erfahrungen in der Fotografie sammeln konnte. Gleichzeitig ist die Reise nach Pakistan ein Schlüsselmoment für mich und das größte Abenteuer meines Lebens! 

Mir fehlten noch ein paar wichtige Skills, also machte ich eine Weiterbildung im Bereich Content Marketing und Social Media Management. Zu dieser Zeit kam der Corona Virus gerade auf und schlug zum Ende der Weiterbildung richtig zu. Das Leben war lahmgelegt und der Arbeitsmarkt in der Kreativwirtschaft genauso. Da ich dringend einen Plan brauchte, entschloss ich mich, diesen erzwungenen Stillstand bestmöglich zu nutzen und mein Profil endgültig zu schärfen. Der beste Weg ist ein Studium im Bereich Fotojournalismus. Besonders nach meiner Pakistanreise wollte ich noch tiefer in andere Kulturen eintauchen. Hier sind wir jetzt. Nach all den Jahren kommen nun meine Interessen und Fähigkeiten zusammen und zum ersten Mal bin ich ganz in meiner Welt angekommen! Jetzt ist es an der Zeit, all meinen Mut, meine Liebe und Empathie aufzubringen und meinen Weg als Fotograf mit meiner Leidenschaft für das Leben auf unserem Planeten zu verbinden.

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